Mit mehr Ordnung die Überforderung hinter dir lassen
Was brauchst du eigentlich?
In meiner Online-Pause (siehe dieser Beitrag: Zu viele Bälle jonglieren) ist mir klar geworden, dass ich mich noch mehr darauf konzentrieren möchte, was ihr - meiner Leserinnen - eigentlich braucht und euch Beiträge zu bringen, die euch hoffentlich tatsächlich helfen.
Deswegen habe ich mich gefragt:
Was ist die größte Herausforderung meiner Kunden?
Und weil ich Zahlen und Statistiken mag, bin ich meine Kundenkartei durchgegangen und habe mir überlegt, was meiner Meinung nach die größte Herausforderung für jeden meiner Kunden war.
Warum ein Ordnungscoach gebucht wurde
Im Wesentlichen gibt es drei Gründe, warum meine Kunden mich gebucht haben (Update im Juli 2024: Die Gründe und Zahlen stimmen immer noch):
Zeitmangel: Diese Kunden habe das Wissen und dir Fähigkeit alleine auszumisten und zu organisieren, brauchen aber die festen Termine mit mir um sich tatsächlich die Zeit zu nehmen.
Aufräumideen: Diese Kunden sind mit dem Zustand ihres Zuhauses insgesamt zufrieden und wollten nur Ideen und Entscheidungshilfe für ganz konkrete Bereiche.
Überforderung: Diesen Kunden ist alles zu viel. Manche dieser Kunden gehen in Richtung Messie, die meisten sind aber eigentlich bereit zum Ausmisten. Sie sind aber aus unterschiedlichen Gründen innerlich blockiert und schaffen es alleine einfach nicht.
Überforderung als Ursache für Chaos
Und weißt du was?
Bei drei Viertel meiner Kunden war meiner Einschätzung nach Überforderung der Grund für das Chaos. Zeitmangel oder der Wunsch nach Aufräumideen machen jeweils nur einen kleinen Teil aus. Und eigentlich ist Zeitmangel auch eine Art der Überforderung, nur halt im Bereich Aufgaben- und Zeitplanung und nicht im Bereich Ordnung.
Deswegen ist Überforderung für die allermeisten meiner Kunden der Grund, sich bei mir zu melden.
Wer nicht mein Kunde wurde
Apropos bei mir melden: Nicht alle Menschen, die sich bei mir melden werden zu meinen Kunden. Warum, das hat unterschiedliche Gründe, die für mich alle in Ordnung sind (außer ich werde wegen meiner Preise beschimpft – leider schon passiert). Absagen gehören zum Geschäftsleben dazu. Auch diejenigen, die sich am Ende gegen eine Zusammenarbeit mit mir entschieden haben, haben mir überwiegend von Überforderung berichtet.
Ordnungscoach buchen – Trau dich, wenn du Unterstützung brauchst!
Eine Sache finde ich aber schade: Menschen bei denen ich das Gefühl habe, sie wollen, die aber dann doch aus Angst oder Scham einen Rückzieher machen. Ich frage dann freundlich nochmal nach, aber ich darf allein aus rechtlichen Gründen nicht unendlich viele Nachrichten schicken oder immer wieder anrufen.
Außerdem will ich natürlich auch niemandem auf die Nerven gehen.
Wenn du also Hilfe beim Ausmisten, Aufräumen oder Organisieren brauchst: Trau dich!
Wir Ordnungscoaches sind freundliche und verständnisvolle Menschen, die möchten, dass du ich in deinem Zuhause wieder wohl fühlst oder in deinem Betrieb wieder Land siehst.
Und selbst wenn du nach dem Erstkontakt noch ein paar Monate für die Entscheidung brauchst, freuen wir uns immer darüber, von dir zu hören.
Aber zurück zur Überforderung:
Warum Menschen mit Ordnung überfordert sind
Die Überforderung kommt teilweise durch das Chaos selber.
Man hat den Überblick verloren, was überhaupt da ist.
Man sucht und räumt hin und her, anstatt die Situation grundlegend zu verbessern.
Der Berg an Sachen ist so groß, dass man keine Ahnung, wo und wie man anfangen soll.
Es ist kein Platz da, an dem man bequem sortieren kann.
Die aussortierten Dinge können nicht zeitnah weggebracht werden und bilden an anderen Stellen neue Stapel.
Es scheint unmöglich, jemals fertig zu werden.
Man weiß nicht, wo und wie man die Sachen neu einräumen soll weil immer noch alles so voll ist.
Kein Wunder, wenn man sich da überfordert fühlt.
Und was hinter der Überforderung steht
Die Überforderung kommt aber auch aus anderen Bereichen:
Von zu viel zu tun und zu wenig Zeit.
Aus Mangelgedanken und der Angst vor „Was ist wenn ich das doch noch brauche?“.
Von Blockaden durch unrealistische Erwartungen.
Aus dem Kontrast zwischen Lebenswünschen und der Wirklichkeit.
Von Perfektionismus, der am Ende dazu führt, dass nichts passiert.
Von alten Glaubenssätzen, wie etwas zu sein hat (bzw. wie du zu sein hast, um ein wertvoller Mensch zu sein).
Aus der Angst vor Veränderung.
Ganz schön hartes Zeug, oder?
Das heißt aber, dass es dem Großteil meiner Kunden wenig hilft, die beste Methode zum T-Shirt-Falten zu lernen, denn zunächst geht es um viel Grundlegenderes:
Wie komme ich aus der lähmenden Überforderung?
Wie fange ich an, etwas (irgendetwas!) zu tun, damit dich die Situation ändert?
Denn bei vielen Überforderten ist das die Realität:
Du bist den ganzen Tag beschäftigt, Sachen zu suchen oder das Nötigste aufzuräumen.
Du bist du ständig genervt von dem ganzen Zeugs und möchtest am Liebsten einfach alles wegschmeißen.
Du kennst du jede Aufräum-Methode, fängst aber immer wieder von vorne an weil nichts von Dauer ist.
Dich versetzt der Gedanke an den Zustand deines Zuhauses in Panik oder Resignation.
Du stehst vor dem Chaos und weißt einfach nicht, wo du anfangen sollst.
Du fühlst du dich nur noch müde bei dem Gedanken, etwas zu ändern – und bei dem Gedanken, dass es bleibt wie es ist
Du wünscht dir Ruhe und Freiraum und ohne schlechtes Gewissen einfach mal nichts zu tun.
Erkennst du dich darin wieder?
Raus aus der Unordnungs-Überforderung
Gerne würde ich dir jetzt eine Checkliste geben, die „Fünf Wege aus der Überforderung und dem Chaos“ heißt.
Leider ist das aber nicht so einfach.
Jeder von uns hat seine eigenen Herausforderungen, die oft viel tiefer gehen, als der Wunsch nach Ordnung. Da stecken die lang geübte Glaubenssätze dahinter, die sich dann in Aussagen zeigen wie: „Haben ist besser als brauchen.“ oder die dir das Gefühl geben, nie genug zu sein in deiner Rolle in der Familie.
Trotzdem will ich dich natürlich nicht mit der Erkenntnis, dass du überfordert bist alleine stehen lassen. Deswegen möchte ich dir ein paar grundlegende Gedanken da lassen, die sich auf einen gemeinsamen Nenner bringen lassen:
Mach es dir so einfach wie möglich
Stell dir bei jeder Entscheidung diese Fragen:
Macht das mein Leben jetzt einfacher?
Macht es mein Leben in Zukunft einfacher (nachdem ich jetzt etwas Arbeit reingesteckt habe)?
Wenn du überfordert bist, brauchst du Vereinfachung. Zum einen sofort, zum anderen aber auch als Einzahlung auf die Zukunft.
So viel und so weit, bist du nicht mehr das Gefühl hast, jeden Moment unterzugehen.
Wie kann das aussehen?
Aufgaben vereinfachen
In wie vielen Bereich machst du dir das Leben unnötig kompliziert weil „man das halt so macht“ oder du denkst, nicht zu genügen, wenn du nicht rund um die Uhr für andere schuftest?
Wenn deine Zeit und Kraft dafür aber auf Dauer nicht ausreichen (und das tun sie nie), hilfst du am Ende niemandem.
Deswegen darfst und sollst du vereinfachen – indem du aussortierst und vorab Entscheidungen triffst.
Aussortieren
Klar, das ist ja mein Thema.
Und zwar genau deswegen: Weniger Sachen machen weniger Arbeit.
Das klingt banal, kann aber nicht oft genug gesagt werden.
Jedes einzelne Teil macht in irgendeiner Form Arbeit: einkaufen, suchen, aufräumen, pflegen, reparieren, entsorgen.
Und je weniger Teile es sind, umso weniger Aufwand hast du.
Für Sachen, die dir wichtig sind, lohnt sich der Aufwand. Wenn es um Überflüssiges geht, machst du dir das Leben unnötig schwer.
Du kannst und solltest aber nicht nur überflüssige Dinge aussortieren, sondern auch überflüssige Verpflichtungen, denn auch die machen mehr Aufwand, als es sich für dich lohnt.
Mehr Infos zum Thema Ausmisten findest du z.B. hier: 6 Wege um mit dem Ausmisten zu starten
Vorab-Entscheidungen treffen
Indem du dir vorher entscheidest, was du in bestimmten Situationen tust, musst du nicht immer wieder neu überlegen, zweifeln, mit dir selber diskutieren usw.
Das spart eine Menge Zeit und Energie. Idealerweise entstehen aus diesen Vorab-Entscheidungen Gewohnheiten, die du ganz automatisch umsetzt.
Auch du hast viele (unbewusste) Vorab-Entscheidungen getroffen
Du hast wahrscheinlich schon vor langer Zeit entschieden, dir nach dem Aufstehen die Zähne zu putzen. Auch wenn du nicht jeden Tag Lust darauf hast, machst du es einfach.
Das ist eine Gewohnheit.
Mehrere Gewohnheiten hintereinander sind eine Routine: Aufstehen, Bett machen, Zähne putzen (und was du sonst noch so im Bad machst), anziehen, usw. Das ist deine Morgenroutine.
Stell dir vor, wie anstrengend es wäre, jeden Morgen neu zu überlegen, was als nächstes kommt.
Das passiert dir aber in vielen Lebensbereichen.
Zum Beispiel wenn du immer erst am späten Nachmittag überlegst, was du Abends kochen willst.
Oder wenn viele Dinge in deinem Zuhause keinen festen Platz haben und du beim Aufräumen jedes mal überlegen musst, wohin damit.
Bei deiner Morgenroutine hast du Vorab-Entscheidungen getroffen. In anderen Bereich kannst du das auch.
Mehr zum Thema kannst du auch hier lesen: "Entscheiden und Aufgaben vereinfachen"
Vorab-Entscheidungen beim Ausmisten
Wenn du zum Vorab-Entscheidungen mit Ausmisten verbindest, kann dir das aus der Überforderung helfen.
Was das ganz konkret heißt:
Beim Ausmisten helfen Vorab-Entscheidungen, indem du weißt was zu tun ist, wenn du ein Teil in der Hand hast und überlegst (bzw. dann eben nicht mehr überlegst), was damit passieren soll.
Alle Dinge einer Kategorie müssen in einen bestimmten Behälter passen. Was nicht passt, kommt weg (mehr dazu im Beitrag "Wie Behälter beim Ausmisten helfen" lesen).
Alles, was du mehr als x Zeit nicht genutzt hast, kommt weg.
Wenn du etwas nur „für den Fall, dass“ aufbewahren willst, kommt es weg wenn du es auch ausleihen oder für weniger x Euro neu kaufen könntest.
Alle aussortierten Teile, die weniger als x Euro wert sind werden verschenkt und nicht verkauft.
Mit solchen Ausmist-Regeln im Hinterkopf ist für viele Teile die Entscheidung schon für dich getroffen. Du führst nur noch aus, was du vorab entschieden hast. Damit kommst du leichter voran und mit jedem Teil weniger vereinfachst du dauerhaft deinen Alltag.
Vorab-Entscheidungen im Alltag
Auch den Alltag kannst du mit Vorab-Entscheidungen vereinfachen. Zum Beispiel:
Auf die Arbeitsplatte gehören nur die Kaffeemaschine und die Obstschale. Alles andere wird jeden Abend weggeräumt (in die ausgemisteten Schränke, wo alles Platz findet).
Die Kinder gehen alleine von der Schule nach Hause, anstatt abgeholt zu werden.
Zwei Sorten Joghurt reichen und wir kaufen immer die gleiche Marke, anstatt jedes mal Angebote zu vergleichen.
An Tagen, an denen wir spät nach Hause kommen gibt es abends kein warmes Essen.
Gebügelt werden nur Sachen für besondere Anlässe.
Usw.
Widerstand durch Glaubenssätze
Wie fühlen sich solche Ideen an?
Regt sich Widerstand, weil „man das nicht so macht“?
Gegen so ein schlechtes Gewissen durch innere Glaubenssätze gibt es leider kein einfaches Rezept. Um es grundlegend auszuschalten, musst du ganz, ganz tief in dich gehen und nach Gründen suchen.
Es gibt aber trotzdem eine Möglichkeit: Einfach mal ausprobieren.
Wahrscheinlich passiert nichts Schlimmes. Wenn es sich nach ein paar Wochen immer noch nicht gut anfühlt, kannst du wieder zum alten Weg wechseln.
Außer bei der Arbeitsplatte. Die frei zu halten ist fast immer die erste „Hausaufgabe“ für meine Kunden, denn es bringt praktisch und psychologisch einfach wahnsinnig viel.
Und natürlich darfst du dich auch gerne in ganz kleinen Schritten zu einfacheren Lösungen hinarbeiten.
Wenn du das nicht alleine schaffst: Such dir Hilfe.
Hilfe suchen gegen Chaos
Das ist der andere Weg, wie du aus der Überforderung kommst.
Egal ob Familie, Freunde oder Profis. Es gibt viele Möglichkeiten, dir helfen zu lassen.
Vielleicht funktionierst du nach Außen so gut, dass deine Mitmenschen nicht merken, wie überfordert du dich fühlst. Sprich mit ihnen. Sag, was du brauchst und wo du zweifelst.
Wenn du in deiner Umgebung niemanden hast, der dir in ausreichendem Umfang helfen kann: Professionelle Ordnungsexperten helfen als neutrale Personen bei Entscheidungen und auch bei Auswegen aus dem schlechten Gewissen und der Überforderung.
Dieser Beitrag wurde zuletzt am 25.07.2024 überarbeitet.
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