Ordnung auf kleinem Raum
- Anna-Lena von Wolff
- vor 1 Tag
- 5 Min. Lesezeit

Zu Unizeiten hatte ich eine Freundin, die hat in einem 17 qm Apartment im Studentenwohnheim gelebt. Also 17 qm inklusive Bad und Küchenblock.
Trotzdem konnten wir bei ihr zu Viert ganz bequem sitzen und wenn wir irgendwas gebraucht haben – Kreppband, einen Zirkel, ein Blasenpflaster – hieß es immer: „Moment, das habe ich hier.“ Und dann hat sie mehrere Kartons unter dem Bett oder auf dem Schrank zur Seite geschoben und zielsicher das Gesuchte aus einem weiteren Karton gezogen. Und hinterher ist alles wieder an seinem Platz verschwunden. Ich fand das ziemlich bemerkenswert, denn zu der Zeit hatte ich mit dem Thema ordnen und organisieren noch nicht so viel am Hut.
Von ihr können aber alle etwas lernen, wenn es um Ordnung auf kleinem Raum geht.
Ordnung braucht Begrenzung – gerade bei wenig Platz
Das größte Missverständnis ist oft: Wenn ich mehr Platz hätte, wäre es ordentlich. Aber eigentlich ist es andersherum. Je weniger Platz du hast, desto klarer musst du entscheiden, was wirklich reinpasst – und was nicht.
Stell dir vor, dein Kühlschrank hätte nur ein Fach. Du müsstest genau überlegen, welche Lebensmittel du wirklich brauchst und wie viel davon, denn Sachen, die in den Kühlschrank gehören, kann man nicht einfach so woanders lagern. Mit der Zeit würdest du deine Essensplanung und deine Einkaufsroutinen daran anpassen und damit zurechtkommen. Natürlich ist das mehr Arbeit, als wenn du einen amerikanischen Riesenkühlschrank hättest, in den einfach immer noch mehr reinpasst. Hast du aber nicht. Genau wie du eine Wohnung hast, die so groß (oder eher klein) ist, wie sie halt ist. Das zu ändern ist nicht so einfach, deswegen musst du lernen, damit zurecht zu kommen, so wie mit dem einen Kühlschrank-Fach. Und wenn du deine Ansprüche und deine Routinen daran anpasst fühlt es sich plötzlich nicht mehr so klein an.
Wenn es voll ist, ist es voll
Das ist direkt auch der erste Hinweis, wie du Ordnung auf kleinem Raum schaffst:
Akzeptieren, dass wenig Platz ist. Leider kann man nicht alles haben. Das gilt sowohl für die Wohnung, als auch für das, was darin ist. (Das ist übrigens das Container-Prinzip. Mehr dazu gibt es hier: "Wie viele Sachen soll ich behalten? Wie Behälter beim Ausmisten helfen")
Ganz konkret kann das für dich heißen:
Entscheide, wie viel Platz du welchen Dingen geben kannst und wo genau dieser Platz ist.
Denn wenn alles überall sein kann (du also die Milch im Kleiderschrank lagerst, weil das Fach im Kühlschrank voll ist) sorgst du schnell dafür, dass überall zu viel ist. Das ist gerade in kleinen Wohnungen das Rezept für Chaos und Unwohlsein.
Die Dinge überquellen zu lassen passiert allerdings in kleinen Wohnungen besonders schnell. Denn auch wenn du nicht auf die Idee mit der Milch im Kleiderschrank kommen würdest: Wie oft hast du schon Papiere in der Küche gestapelt, schnell ein paar Lebensmittel auf der Fensterbank zwischengelagert oder den Wäschekorb als Schrank-Erweiterung genutzt?
Alles braucht ein Zuhause
In kleinen Wohnungen ist es deswegen besonders wichtig, den Dingen einen bestimmten Raum zu geben und dich daran zu halten, dass es nicht zu viel wird. Damit haben die Sachen dann auch automatisch feste Plätze.
Der feste Platz ist ihr Zuhause. Das macht es leichter, sie zu finden und leichter, sie wieder aufzuräumen. Außerdem fällt es schneller auf, wenn doch „fremde“ Sachen dabei liegen und du räumst hoffentlich auf, bevor das Chaos zu groß wird.
Die festen Plätze müssen dabei nicht extrem spezifisch oder kleinteilig sein. So lange du weißt, dass das Kreppband in der Schreibwaren-Kiste ist, braucht es kein eigenes beschriftetes Fach. Theoretisch kannst du auch ganz unterschiedliche Dinge gemeinsam lagern. Sich daran zu erinnern, was wohin gehört, ist aber leichter, wenn es eine gewisse Logik gibt.
Entscheidungen für Ordnung auf kleinem Raum
Feste Plätze heißen auch: Wenn es bei einer Kategorie mehr werden soll, muss es woanders weniger werden.
Dazu gehört, zu akzeptieren, dass es absolut notwendig ist, Prioritäten zu setzen und die dazu passenden Entscheidungen zu treffen. In einer Ein-Zimmer-Wohnung kannst du nicht Bibliothek und begehbaren Kleiderschrank haben. Wenn du jetzt entscheidest, dass deine Priorität bei den Büchern liegt, heißt das nicht, dass es für immer so bleiben muss. Es heißt aber, dass du dich von einem Teil der Bücher trennen musst, wenn irgendwann Klamotten wichtiger werden.
Auf kleinem Raum ist es nochmal wichtiger, sich klar zu machen, dass du nicht immer und auf alles vorbereitet sein musst. Meine Studien-Freundin ist da ehrlicherweise kein besonders realistisches Vorbild. Es ist ok, kein Kreppband oder keine Blasenpflaster zu haben, wenn das etwas ist, was du quasi nie brauchst. Du kannst es schließlich jederzeit besorgen, wenn es nötig ist. Und es ist auch ok, später die Packung mit den restlichen Pflastern zu verschenken oder wegzuschmeißen, wenn du weißt, dass du keinen Platz dafür hast. Das ist nicht ideal, aber auf kleinem Raum darfst du das Beste aus der nicht idealen Situation machen.
Nichts geht ohne Ordnungsroutinen
Je mehr du beim Verstauen aber Tetris spielst, umso wichtiger werden die dazugehörigen Routinen: Alles, was du irgendwo raus holst, muss auch zeitnah dahin zurück. In kleinen Wohnungen Sachen für später liegen zu lassen, rächt sich besonders schnell mit dem Gefühl von großem Chaos. Das Gute an einer begrenzten Anzahl an Sachen ist natürlich, dass sie schneller wieder aufgeräumt sind.
Das sollte auch dein Trost sein, wenn es mal chaotisch wird.
Gestaltungstipps für kleine Wohnungen
Bewusst entscheiden und regelmäßig aufräumen ist das eine, die Sachen klug zu lagern, ist das andere. Ich bin keine Innenarchitektin, aber ein paar Tipps habe ich doch.
Wenn der Platz in der Breite fehlt, hilft der Blick nach oben. In vielen Wohnungen gibt es „tote Zonen“, die man gut nutzen kann: Regale über Türen, Haken in Nischen und hinter Türen oder deckenhohe Schränke oder Kisten auf Schränken.
Da ein bisschen was hier und ein bisschen was da schnell chaotisch wirkt, ist es hilfreich, auf eine einheitliche Optik zu achten: Kisten in der gleichen Farbe wie der Schrank oder ein Vorhang in Wandfarbe vor einem offenen Regal lassen den Raum ruhiger wirken.
Umgekehrt lohnt es sich auch, nach unten zu schauen: Unter Betten oder Sofas ist oft Platz für Sachen, die schlecht in Schrankfächer passen, wie zum Beispiel Geschenkpapier oder Koffer.
Wenn du dann noch Möbel nutzt, die mehrere Funktionen haben oder sich zusammenfalten bzw. umbauen lassen, sorgst du dafür, dass in deinem kleinen Zuhause möglichst viel Freiraum bleibt. Optischen Freiraum kannst du dann noch dadurch schaffen, dass du eher größere Möbel nutzt, die sich durch einheitliche Gestaltung und neutrale Farben im Hintergrund halten. Sie sehen ruhiger aus und du hast Platz, um möglichst viel außer Sicht zu verstauen.
Ordnung in kleinen Wohnungen
Am Ende können aber auch die besten Stauraum-Lösungen nichts tun, wenn du zu viele Sachen für den vorhandenen Raum hast und wenn du die Dinge nicht wieder an ihren Platz zurück legst, nachdem du sie gebraucht hast.
So wie meine Freundin nichts einfach irgendwo hingelegt wurde. Sie hat sich immer die Zeit genommen, die Kartons wieder hin- und her zu schieben und ihre 1001 Sachen so zu verstauen, dass niemand ahnen würde, was sich alles auf ihren 17 qm verbirgt.
Du willst lernen, wie auch du endlich ausmisten kannst?
Dann schau dir das Ausmist-ABC an:
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