Aufräumen als Ablenkung
Du kennst das bestimmt: Du hast einen Haufen dringender Aufgaben vor dir – die Steuererklärung, wichtige E-Mails oder vielleicht eine große Entscheidung, die ansteht. Und plötzlich bekommst du das dringende Bedürfnis, deinen Schreibtisch aufzuräumen.
„Nur schnell den Papierkram sortieren, dann kann ich mich besser konzentrieren“, sagst du dir. Aber ehe du dich versiehst, sind zwei Stunden vergangen und die Steuererklärung liegt immer noch unangetastet da.
Prokrastination vom Feinsten.
Warum tun wir das immer wieder?
Aufräumen gibt dir das Gefühl von Kontrolle
Während alles andere im Leben gerade schwierig und unangenehm ist, kannst du in deinem Zuhause wenigstens kurzfristig Ordnung schaffen. Es ist eine Form der Ablenkung, die dir das Gefühl gibt, produktiv zu sein und etwas Sinnvolles zu tun.
Es ist ganz natürlich, sich in stressigen Momenten lieber mit leichteren Aufgaben zu beschäftigen. Aufräumen erfordert keine großen Entscheidungen, keine tiefen Gedanken, keine Risiken. Es ist überschaubar, klar strukturiert und gibt dir sofort Feedback: „Schau, wie ordentlich es hier jetzt ist!“
Prokrastinieren mit Ordnung
Aufräumen als Ablenkung ist eine subtile Art der Selbstsabotage.
Du hältst dich mit scheinbar produktiven Tätigkeiten auf, die jedoch keinen direkten Einfluss auf deine wichtigsten Ziele haben. Es lenkt dich davon ab, die wirklich relevanten Aufgaben zu erledigen, die dich im Leben weiterbringen. Das eigentliche Problem bleibt dabei ungelöst. Du verschiebst die wirklich wichtigen Dinge – sei es aus Angst, Überforderung oder Unlust – und sabotierst so deine langfristigen Ziele.
Wie du erkennst, ob dich mit Ordnung ablenken willst
Der erste Schritt ist, dir bewusst zu machen, wann du dich mit Ordnung ablenkst. Frag dich in dem Moment, in dem du anfängst aufzuräumen: „Ist das wirklich die wichtigste Aufgabe, die ich jetzt erledigen muss?“
Das funktioniert aber nur, wenn du ehrlich mit dir selbst bist.
Typische Anzeichen sind:
Du räumst auf, obwohl du wichtige Fristen oder Verpflichtungen hast.
Du fühlst dich nach dem Aufräumen nicht wirklich erleichtert, sondern gestresst, weil du die eigentliche Aufgabe noch nicht begonnen hast.
Du hast das Gefühl, ständig „kurz aufräumen“ zu müssen, bevor du dich an deine echte Arbeit machst.
Überlege dir dann, was du jetzt eigentlich tun solltest und was dich davon abhält.
Bist du nicht sicher, wie es funktioniert? Weißt du nicht, welcher Schritt der nächste ist? Kannst du eine Entscheidung nicht treffen? Hast du Angst, Fehler zu machen?
Das sind alles typische Gründe, nach Ablenkung zu suchen.
Strategien gegen aufräumen als Ablenkung
In all diesen Fällen würde es dich wahrscheinlich nicht weiter bringen, wenn du dich jetzt zwingst, das zu tun, was du eigentlich nicht tun willst. Stattdessen hilft dir vielleicht eine dieser Ideen, deinen Fokus wiederzufinden.
Setze Prioritäten: Mache dir bewusst, was heute wirklich wichtig ist.
Die nächsten Schritte planen. Wenn du aufschreibst, welche kleinen Schritte die nächsten sind, erscheint auch eine große Aufgabe nicht mehr so kompliziert und unlösbar. Aber Vorsicht: Planen kann auch zur Ablenkung vom Wesentlichen werden. Lies mehr hier: "Zu viel planen, zu wenig machen").
Kurze Aufräumzeiten einplanen: Wenn du das Gefühl hast, dass Chaos dich blockiert, plane kurze Aufräumzeiten ein – zum Beispiel zehn Minuten vor Beginn einer großen Aufgabe. So hält dich das Aufräumen nicht davon ab, die wirklich wichtigen Dinge anzugehen.
Bewusste Pausen statt Ablenkung: Wenn du dich gestresst fühlst und nach Ablenkung suchst, gönne dir eine bewusste Pause. Mach einen kurzen Spaziergang oder trinke einen Tee, um den Kopf frei zu bekommen, bevor du dich wieder den Prioritäten widmest. Fang nur nichts an, was du als Ablenkung stundenlang weitermachen wirst (*hust* Handy hust).
Belohne dich nach dem Arbeiten: Statt das Aufräumen als Prokrastination zu nutzen, sieh es als Belohnung. Erledige eine wichtige Aufgabe und gönne dir danach 20 Minuten, um aufzuräumen.
Ordnung ja, aber nur zur richtigen Zeit
Prokrastinieren mit aufräumen ist eine Form der Selbsttäuschung – sie gibt dir das Gefühl von Kontrolle und Produktivität, während du eigentlich deine Ziele aus den Augen verlierst.
Es ist nichts Falsches daran, aufzuräumen – im Gegenteil, Ordnung im Raum kann auch für Klarheit im Kopf sorgen und dir helfen, konzentrierter zu arbeiten. Wenn du aber merkst, dass du dich ins Aufräumen flüchtest, um dich vor wichtigen Aufgaben zu drücken, dann ist es Zeit, innezuhalten. Erinnere dich daran, was du eigentlich erreichen willst und nutze das Aufräumen als Werkzeug, nicht als Ausrede.
Deine Prioritäten verdienen es, im Mittelpunkt zu stehen.
Au man, das bin genau ich!