Anna-Lena von Wolff
Wichtige Ausmist-Methoden

Besonders ordentlich war ich eigentlich noch nie, es hat mich aber auch nicht groß gestört, so lange es nur um meine Dinge ging.
Nachdem dann mein erstes Kind auf der Welt war, hat sich das geändert. Plötzlich ging es nicht mehr nur um meine Sachen, meine Bedürfnisse und meine Zeit, sondern auch um die eines anderen Menschen, der komplett auf seine Eltern angewiesen war. (Meinen Mann gab und gibt es natürlich auch, aber der ist erwachsen und zumindest meistens in der Lage, sich selber um sich und seine Sachen zu kümmern.)
Plötzlich hat das ganze Zeug mich belastet. Ich habe mich zuhause nicht mehr wohl gefühlt und immer das Bedürfnis, irgendwas zu tun.
Und da kam Marie Kondo und hat mich befreit.
Zugegeben, eine einmalige Sache wie von ihr versprochen ist das nicht, wenn man Kinder hat und ich bin immer noch ständig damit beschäftigt, das Chaos in Schach zu halten. Da wir aber insgesamt keine Unmengen an Dingen haben, geht das einigermaßen.
Außerdem weiß ich natürlich, was ich tue.
Viele meiner Kunden wissen das auch, wenn auch oft nur in der Theorie. Konfrontiert mit der Realität eines übervollen Schrankes sieht das dann manchmal anders aus.
Andere Kunden haben sich noch nie wirklich Gedanken gemacht, wie sie ganz konkret für mehr Ordnung sorgen können. Deswegen geht es hier jetzt um ein paar grundsätzliche Methoden zum Ausmisten, Aussortieren und Sachen loswerden.
1. Nach Orten oder nach Kategorien vorgehen?
Nach Kategoriren von Sachen vorgehen
In der Theorie ist es sinnvoll nach Kategorien vorzugehen.
Das bedeutet, alle Dinge die zu einer Kategorie zusammen zu suchen und sie dann auszusortieren.
Wie groß oder klein die Kategorie ist, kannst du selber entscheiden. Nach der Konmari-Methode ist „Kleidung“ zwar eine große Kategorie, im echten Leben können aber zum Beispiel Hosen eine Kategorie sein und Shirts eine andere.
Der Vorteil: Du siehst genau, was und wie viel du hast und kannst im direkten Vergleich gute Entscheidungen treffen.
Allerdings muss man alle Dinge einer Kategorie erstmal finden. Bei Kochtöpfen ist das noch machbar, aber bei Stiften kann das schon schwierig werden.
Deswegen ist diese Vorgehensweise in der Theorie zwar toll, praktisch klappt sie nicht so gut, vor allem wenn das Chaos in der ganzen Wohnung groß ist.
Nach Orten oder Bereichen ausmisten
Im wahren Leben läuft es in den meisten Fällen funktioniert das Ausmisten nach Orten hinaus.
Man arbeitet sich also durch ein Zimmer nach dem anderen und dort von einem Möbel zum nächsten. Das hat den Vorteil, dass du selber den Umfang der Ausmist-Aktion bestimmen kannst: Der ganze Schrank oder nur eine Schublade? So wird es nicht so leicht zu viel und du endest nicht mit (vorläufig) mehr Chaos, wenn du an einem Termin nicht fertig wirst.
Der Nachteil ist, dass das große Ganze nicht so gut sichtbar ist.
Vielleicht passen die Dinge am Ende gut in die Schublade, aber eigentlich bräuchte man diese Schublade für etwas anderes und hätte noch viel mehr ausmisten sollen.
Und am Ende sind doch die Kategorien das Entscheidende: Wie viele und welche Dinge aus einer Kategorie sollen bleiben, unabhängig davon, wo genau sie aufbewahrt werden?
Beide Wege haben also Vor- und Nachteile. Zum Glück kannst du auch hin- und her wechseln und so vorgehen, wie es in dem Moment am besten passt.

2. Wo mit Ausmisten anfangen?
Auch wenn du am liebsten das ganze Haus auf einmal ausmisten möchtest: Irgendwo musst du anfangen. Dabei gibt es mehrere Möglichkeiten.
Anfangen, wo die größte Wirkung entsteht
Das ist nicht unbedingt der Raum mit dem größten Chaos, sondern der, in dem du mit möglichst wenig Arbeit besonders viel erreichen kannst.
Das kann zum Beispiel die Garderobe sein, wenn du nie deinen Schal findest und ständig über die Massen an Schuhen fällst.
Oder der Vorratsschrank weil es dich ärgert, dass Sachen schlecht werden und doppelt und dreifach da sind, weil du nicht weißt, was du eigentlich hast (Lies hierzu mehr im Beitrag „Weniger Lebensmittel verschwenden“).
Indem du an solchen Orten loslegst, merkst du ganz schnell eine Verbesserung in deinem Alltag, ohne dass erst das ganze Haus neu organisiert werden musste.
Anfangen, wo das Chaos am größten ist
Das ist nicht einfach, schließlich bedeuten viele Sachen auch viel Arbeit. Andererseits kann es sein, dass das Wissen um einen Chaosraum dich davon abhält, in anderen endlich Bereichen anzufangen. Vielleicht weil du dir nicht die Zeit für Räume nehmen möchtest, die es eigentlich nicht so doll brauchen, oder weil du den Platz im Chaosraum brauchst, um anderen Sachen unterzubringen.
Wenn du diese große Aufgabe geschafft hast, kannst du dich zu recht gut fühlen und der Rest der Wohnung wird im Vergleich ein Kinderspiel. Eine Anleitung, wie du das Chaoszimmer angehen kannst findest du im Beitrag „Wie du extremes Chaos in den Griff bekommst".
Anfangen, wo es am einfachsten ist
Gerade wenn der Gedanke ans Ausmisten dich nervös macht, kannst du mit ganz kleinen Bereichen starten oder mit Kategorien, die dir leicht fallen.
Ein Schrankfach, eine Schublade, eine Kiste.
Und dann nicht unbedingt mit der Erinnerungskiste, sondern eher mit dem Medizinschrank oder den Bastelsachen.
Mit jedem kleinen Abschnitt wird dein Selbstbewusstsein größer und du kannst weitere Bereiche in Angriff nehmen, bis du dann tatsächlich bei den Erinnerungsstücken ankommst.
3. So wenig wie nötig oder so viel wie möglich?
Hier treffen zwei Philosophien aufeinander:
Die einen möchten möglichst wenig haben, wünschen sich maximale Übersicht und Freiraum. Dafür nehmen sie Kauf, nicht für jede Situation gerüstet zu sein, auch mal improvisieren zu müssen und öfters mal das gleiche Outfit zu tragen.
Die anderen möchten so viel haben, wie sie gut in ihren Räumen unterbringen können. Dazu gehören dann auch Dinge, die nicht unbedingt nötig sind oder nur für den Fall dass aufbewahrt werden.
Beides ist komplett in Ordnung – es gibt kein richtig oder falsch.
Selbst innerhalb einer Wohnung kann es in unterschiedlichen Bereichen anders aussehen: In der Küche ist jedes nur denkbare Gerät zu finden, aber der Kleiderschrank ist fast leer.
Für die Entscheidungen beim Ausmisten ist es nur wichtig, sich darüber klar zu werden, was für einen Bereich oder eine Kategorie das Ziel ist:
Nur das Minimum oder so viel wie Platz ist.
Daraus ergibt sich, wie Entscheidungen getroffen werden.

4. Soll es gehen oder bleiben
Jetzt geht es noch um die Entscheidungen an sich.
Dabei kannst du dir grundsätzlich zwei verschiedene Fragen stellen:
Will ich es aussortieren?
Damit fragst du dich, ob etwas weg kann. Das ist die vorsichtigere Frage, denn du gehst davon aus, dass das Teil da ist und nur aussortiert wird, wenn es dafür Gründe gibt.
Darf es bleiben?
Mit dieser Frage gehst du etwas offensiver vor. Der Grundgedanke hier ist, dass sich alles den Platz in deinem Zuhause verdienen muss. Das umgekehrte Ausmisten ist die radikalsten Form dieser Frage. Dabei überlegst du für jedes Teil, ob du es nochmal kaufen würdest – jetzt und zum vollen Preis.
Nur Sachen, bei denen du mit Ja antwortest werden wieder eingeräumt.
Eine Zwischenlösung ist eine Rangliste.
Sortiere die Dinge von besten/wichtigsten abwärts. Behalte die besten Teile – entweder so viele wie du brauchst oder so viele gut wie in den Bereich passen.
Das sind also die grundsätzliche Methoden, nach denen du beim Ausmisten vorgehen kannst:
nach Ort oder nach Kategorie
anfangen wo es am einfachsten ist oder wo die größte Wirkung entsteht
so wenig wie nötig behalten oder so viel wie Platz ist
entscheiden was geht oder was bleibt
Zusätzlich dazu habe ich dazu noch ein paar Tipps die sich an die Konmari-Methode anlehnen:
Werde dir darüber klar, was du erreichen möchtest. Wie soll es aussehen, wie soll es sich anfühlen.
Nimm jedes Teil in die Hand. Es klingt nach Esoterik, aber die körperliche Verbindung hilft bei der Entscheidung. Versuch zu erkennen was dein Gefühl sagt bevor der Verstand sich einmischt.
Es gibt zwei Arten von Dingen, die du behalten solltest: Die, die dir Freude machen und die, die du brauchst. Idealerweise machen dir die Sachen die du brauchst auch Freude. Dabei kannst du den Begriff ziemlich weit fassen: Auch ein Staubtuch kann Freude machen, denn es hält deine Wohnung sauber. Umgekehrt müssen Dinge, die Freude machen nicht unbedingt nützlich sein – die Freude allein reicht aus.
Sei dankbar. Dafür, dass die Dinge dir gute Dienste geleistet haben und jetzt entweder weitergegeben werden oder das Ende ihres Lebens erreicht haben. Dafür, dass sie dir gezeigt haben, was du nicht brauchst und wer du nicht bist. Dafür, dass du nicht darauf angewiesen bist, jedes Fitzelchen Nutzen aus allem zu holen weil du sonst nichts mehr hast. Dafür, dass du Sachen neu kaufen kannst, falls du sie doch noch brauchst.
Ganz wichtig ist auch noch, dass du nicht sofort ein perfektes Ergebnis erreichen musst. Du darfst mehrere Runden machen, zwischendurch die Methode wechseln und auch Fehler machen. Am Ende bringt dich jede einzelne Entscheidung weiter auf deinem Weg zu mehr Freiraum für Dinge, die dir wichtig sind.
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