Anna-Lena von Wolff
Welcher Ordnungstyp bist du?

Mikro oder Makro - Aufräumen oder suchen?
Vor einigen Jahren habe ich, in einem Anlauf den Papierkram besser in den Griff zu bekommen, eine Box mit Hängeregistern besorgt.
Sie stand im Flur, direkt da, wo wir die Post öffnen und war mit diversen Kategorien ausgestattet. Die Idee war, die Eingangspost möglichst detailliert zu sortieren, damit alles immer zur Hand ist.
Das Resultat war ein Stapel Papiere VOR dem Hängeregister. Im Hängeregister herrschte dagegen gähnende Leere.
Und ich habe mich schlecht gefühlt (und meinen Mann angemeckert) weil wir dieses „perfekte“ System nicht aufrecht erhalten konnten.
Ordnungstyp - Mikro oder Makro?
Als ich dann vom Mikro- und Makroprinzip gehört habe, ist mir klar geworden, warum es nicht funktionieren konnte: Wir sind beide Makrotypen.
Was heißt Mikro und Makro für Ordnung zu Hause?
Wir brauchen ein einfaches Ordnungssystem mit wenigen Kategorien, in dem die Dinge schnell und ohne viel zu Überlegen weggelegt werden können.
Ich möchte also Zeit beim Aufräumen sparen. Dafür nehme ich es in Kauf, ein bisschen zu suchen, wenn ich etwas brauche.
Mikrotypen möchten dagegen sofort finden, was sie suchen und verbringen dafür lieber etwas mehr Zeit damit, die Sachen wieder an ihren genauen Platz zu legen.
Die meisten Ordnungssysteme sind aber für Mikrotypen ausgelegt. Einfach, weil sich das irgendwie organisierter anfühlt und natürlich besser aussieht:
Viele hübsch beschriftete Fächer, in denen eine kleine Kategorie von Dingen ordentlich einsortiert ist machen einfach mehr her, als eine Kiste für eine größere Kategorie.

Beides sind übrigens Ordnungssysteme. Es ist nämlich egal, wie das Ordnungssystem aussieht, wie viele Kategorien es hat und wie es sortiert ist. Es zählt nur, dass es funktioniert und das Leben vereinfacht.
Welches Ordnungssystem gewinnt
Wenn ein Makrotyp auf ein Mikrosystem trifft, wird das langfristig nicht funktionieren. Eine Weile reißt man sich vielleicht zusammen und sortiert alles passend ein, aber irgendwann schmeißt man die Dinge einfach irgendwo hin oder, wie beim Hängeregister, ignoriert das Ordnungssystem und fängt an, an anderen Stellen Stapel zu bilden.
Ein Mikromensch wird dagegen mit einem Makrosystem nicht wirklich glücklich.
Es funktioniert zwar, sieht aber chaotischer aus. Leider muss ich dir hier eine unschöne Wahrheit mitteilen: Wenn die beiden Typen aufeinander treffen, gewinnt fast immer das Makrosystem, außer der Mikrotyp übernimmt das Aufräumen alleine.
Das Geheimnis sind hier Kompromisse. Mikro in Bereichen, die wirklich für dich zählen, makro überall sonst.
Bist du Mikro oder Makro?
Am Beispiel einer Plattensammlung wird das klar:
Stellst du die Platte nach dem Hören einfach an einen freien Platz ins Regal oder hast du ein System, ob nach Interpret, Jahrgang oder was auch immer, und stellst jede Platte wieder an ihren Platz?
Im ersten Fall sparst du Zeit beim Aufräumen, musst aber etwas suchen, wenn du eine bestimmte Platte hören willst. Das ist ein Makrosystem.
Im zweiten Fall hast du die gewünschte Platte schnell gefunden, musst sie aber nach dem Hören wieder an die richtige Stelle räumen, auch wenn die im obersten Fach ganz hinten ist. Wenn du das gerne machst, hast du ein Mikrosystem.

Welches System passt zu dir?
Denk darüber nach, welches System für dich passend ist.
Es geht dabei nicht darum, welches du schöner findest, sondern welches dir besser entspricht.
Wenn du – wie die meisten Menschen, denen Ordnung schwer fällt – ein
Makrotyp bist, achte darauf, dein Ordnungssystem einfach zu gestalten.
Vor allem Dinge, die du oft verwendest, sollten mit sehr wenigen Handgriffen wieder an ihren Platz gelegt werden können. Findest du diese Sachen immer wieder irgendwo, ist das ein Zeichen, dass deine Lösung zu schwierig für dich ist.
Selten genutzte Sachen, die aufwändiger wieder wegzuräumen sind, musst du nicht unbedingt sofort wegräumen, solltest es aber ganz bewusst regelmäßig tun.
Beispiele für das Makrosystem
Ein Fach für alle Stifte, anstatt getrennte Fächer für Bleistifte, Buntstifte, Marker etc.
Alle Küchenmesser in einem Behälter anstatt ein Messerblock, in dem jedes Messer nur an eine Stelle passt.
In meinem Zuhause heißt das für den Posteingang:
Wenige Fächer in der Küche (wo wir die Post öffnen)
Ein Fach für Dokumente, auf die wir immer wieder zugreifen (Stundenpläne, Karte vom Pizzaservice)
Ein Fach für kurzfristige Aufbewahrung (Einladungen, Gutscheine)
Ein Fach für Sachen, um die wir uns noch kümmern müssen (Formulare, Rechnungen)
Ein Fach für die Ablage, die ich weg sortiere wenn es voll ist.
In diesem einfachen System landen die Dokumente in der Regel im richtigen Fach, anstatt auf einem Stapel auf der Arbeitsplatte.
Clutterbug von Cassandra Aarssen
Für mich war es eine Offenbarung, das Mikro- und Makroprinzip zu entdecken.
Zu wissen, was für uns funktioniert macht das Organisieren nicht nur einfacher, es bewahrt auch vor dem Frust, immer wieder an Systemen zu scheitern, die einfach nicht die Richtigen für mich sind.
Wenn du mehr über das System erfahren möchtest, schau dich mal bei Cassanra Aarssen um (nur auf Englisch). Sie hast das Clutterbug-System entwickelt, aus dem die Idee für Mikro- und Makrotypen stammt.
Außerdem entscheidet sie noch zwischen Menschen, die ihre Sachen sehen wollen und solchen, die sie versteckt aufbewahren möchten.
Darüber schreibe ich dann ein anderes mal.