Anna-Lena von Wolff
Organisieren klappt nur, wenn du weißt warum du es tust

Man könnte sagen: Du brauchst ein großes Ziel.
Dabei mag ich das Wort Ziel im Zusammenhang mit Ordnung überhaupt nicht.
Warum?
Ein Ziel ist etwas statisches. Man bewegt sich darauf zu, bis man es erreicht hat und dann lässt man sich feiern und streckt erschöpft alle Viere von sich weil man sich so doll angestrengt hat.
Wenn man es aber nicht erreicht oder unterwegs einen Umweg macht oder Pausen braucht, fühlt man sich schnell als Versager, als jemand der nicht stark genug ist. Der Erfolg ist schwarz und weiß – entweder man schafft es, oder nicht.
Und was kommt nach der Ziellinie? Erstmal nichts, das Ziel ist ja erreicht. Wenn es dann weitergehen soll, muss ein neues – schwierigeres – Ziel her und man ist wieder im Kampf zwischen Sieg und Versagen angekommen.
Ok, das klingt vielleicht etwas dramatisch.
Aber deswegen mag ich große Ziele beim Organisieren nicht.
Denn natürlich ist man nie damit fertig. Ein Zuhause oder ein Büro verändern sich ständig, Bedürfnisse oder Aufgaben kommen und gehen und damit die Anforderungen an die Organisation. Wenn man sich da darauf ausruht, „fertig“ zu sein wird schon bald das Chaos wieder kommen oder die Ordnungslösung nicht mehr 100% passen.

Ein gutes Beispiel ist der Papierkram
Ein logisches Ziel wäre es, alles einzusortieren und digital zu sichern. Klar, damit bist du irgendwann fertig. Aber schon am nächsten Tag liegt neue Post im Briefkasten, die einsortiert werden möchte. Und das hört nie auf.
Ich spreche deswegen lieber von Motivation oder auch von deinem „Warum“.
Deine Motivation ist etwas in dir, dem du folgen kannst, auch wenn sich die äußeren Umstände ändern. Deine Motivation kennt kein Gewinnen oder Verlieren, sie ist da, auch wenn es mal weniger schnell geht, als du es gerne hättest.
Auf das Papierkram-Beispiel bezogen, könnte deine Motivation „Sicherheit“ sein: Du möchtest keine Fristen verpassen, alle wichtigen Unterlagen sicher aufbewahren und bei Bedarf ohne große Suchaktionen finden.
Das Sortieren und Organisieren ist der Weg dahin und umfasst alles was du schon hast und das, was noch kommt. So kannst du die Ordnung zu deinem Begleiter machen, anstatt einem Gegner, der besiegt werden muss.

Was ist deine Motivation bzw. dein Warum beim Ausmisten, Organisieren und Aufräumen?
Hier hilft dir ein Ziel, das du vielleicht schon lange hast, z.B. es soll endlich ordentlich sein in der Küche oder im Kleiderschrank.
Aber warum willst du das?
Möchtest du eine Küche, die dir Raum zum kreativen Kochen gibt?
Oder klar und einfach ist, damit die Mahlzeiten schnell auf den Tisch kommen?
Einen Kleiderschrank, in dem alles zusammen passt oder einen, in dem all deine Schätze richtig zur Geltung kommen?
Oder aus einem anderen Grund?
Die Ordnung an sich ist keine Motivation, sondern das Bedürfnis, was dahinter steht.
Wenn sich dein Warum nicht gut oder passend anfühlt, geh noch tiefer und frage dich immer weiter „Warum denke ich das?“. So landest du schnell bei deinen Glaubenssätzen, die jeden von uns im Leben begleiten, die dir helfen, dich aber auch blockieren können. Mehr dazu gibt es demnächst in einem separaten Beitrag.

Versuche so, dir möglichst genau über deine Motivation klar zu werden.
Schreib deine Gedanken auf:
Was klappt aktuell nicht, wie sollte es idealerweise sein?
Welche Bereiche stressen dich besonders?
Wo fühlst du dich wohl?
Sammle Bilder, die dich inspirieren.
Schau dich genau um, in Räumen die dir gefallen.
Je greifbarer du deine Motivation machst, umso besser wird sie dir als Wegweiser dienen, wenn es um – manchmal schwierige – Entscheidungen geht.
Dazu wieder ein Beispiel: Deine Motivation ist ein einfacher Alltag, indem du möglichst wenig aufräumen und putzen musst. Wenn es jetzt um die Entscheidung geht, ob du etwas behalten sollst oder nicht, kannst du dir überlegen, ob es dir so viel Wert bringt, dass du in Kauf nimmst, dass es dir Arbeit macht (denn alles, was du hast macht Arbeit).
Bei einem Spezialgerät in der Küche kannst du zum Beispiel überlegen, wie oft du es nutzt, ob du es nochmal kaufen würdest oder auch, ob die Funktion nicht auch durch ein anderes, multifunktionales Gerät erledigt werden kann.
Ohne Klarheit über deine Motivation würdest du mit Sicherheit mehr behalten, nur weil es halt schon da ist, man es ja nochmal gebrauchen könnte oder es mal Geld gekostet hat (mehr zu diesen Ausmist-Blockaden findest du hier).
Deswegen klappt es mit dem Organisieren nur, wenn du weißt, warum du es tust.