HNA (Hessisch-Niedersächsische Allgemeine) vom 02.12.2021 über Ordnungscoaching
Bericht in der Hessisch-Niedersächsische Allgemeine über Ordnungscoach Anna-Lena von Wolff
Abschrift des Textes:
"Die meisten wollen anfangs nichts aussortieren."
Ordnungs-Coach Anna-Lena von Wolff hat das Aufräumen zum Beruf gemacht
von Barbara Will
Kassel - Kisten, Etiketten und Müllsäcke bringt sie vorsorglich mit: Wenn Anna-Lena von Wolff sich ans Aufräumen macht, hat das Methode.
Die 43-Jährige ist Ordnungs-Coach, jemand, der anderen professionell beim Sortieren, Einräumen und Ausmisten hilft. Auf Wunsch nimmt sie sich sogar überquellende Aktenordner vor.
"Im Hinterkopf hatte ich das schon sehr lange", sagt die studierte Stadtplanerin und ehemalige Produktmanagerin zu ihrer Tatigkeit.
Privat hat sie oft Freunde und Familie beim Ordnungschaffen unterstützt. Im Sommer hat sich von Wolff mit ihrem Ein-Frau-Unternehmen "Deine klare Linie" selbstständig gemacht.
Eine einheitliche Ausbildung zum Ordnungs-Coach gibt es nicht. Private Anbieter halten Kurse ab, in denen es um Ordnungssystematik, etwas Psychologie und die wirtschaftlichen Aspekte der Selbststindigkeit geht. Eine solche Schulung macht sie gerade mit.
Meist wird sie in Wohnungen und Einfamilienhäuser gerufen. Dem Vorgespräch folgen mehrere zwei- bis dreistündige Termine - mit einem Stundensatz von 65 Euro, bei längerer Zusammenarbeit gibt es Rabatt. Drei bis vier Treffen seien meistens nötig, ihre Klienten könnten die gemeinsame Aktion aber jederzeit abbrechen und allein weitermachen.
Das Durcheinander, dem von Wolff mit ihren Kunden entgegenstellt, erstreckt sich selten über den gesamten Lebensbereich. "Meistens geht es um einen konkreten Ort, an dem sich die Bewohner unbehaglich fühlen", sagt sie. Das kann der Keller sein, das Wohnzimmer oder der vollgestopfte Schrank. Häufig wissen die Menschen nicht, wo sie mit dem Sortieren anfangen sollen, "das blockiert.“
Mit dem Einsortieren in Kisten und Schachteln ist es nicht getan. Wichtig sei, den sinnvollen Platz fiir die Dinge zu finden. Denn wer nicht lange kramen muss, spart Zeit. "Es ist so ähnlich wie bei Immobilien: Es gibt Top-Lagen und es gibt hintere Lagen“, sagt von Wolff über die Verteilung. Hinzu kommt, dass ihre Kunden unterschiedliche Haltungen zu ihrem Besitz haben: "die einen wollen sehen, was sie haben, damit sie nichts vergessen", andere wollen moglichst viel aus dem Blickfeld räumen.
Doch wer Ordnung schaffen will, muss sich auch von Besitztümern trennen können - ein heikler Prozess. "Die meisten wollen am Anfang nichts aussortieren. Aber meine Arbeit ist es auch, die Gründe dafür zu hinterfragen“. Sie überrede niemanden, biete aber Informationen und Adressen von Organisationen an, die Gebrauchtes annehmen. Vielen fällt die Trennung leichter, wenn Aussortiertes nicht im Müll landet.
Die in den USA lebende Japanerin Marie Kondo hat mit ihren Fernsehsendungen und Bestsellern Aufräumen zum Lifestyle erhoben, doch Ordnungs-Coaches gibt es schon länger. ,Manche sind schon seit zehn Jahren dabei“, sagt Anna-Lena von Wolff. Die Branche hat in ihren Augen Perspektive: ,Die Bereitschaft der Menschen, sich beim Aufrdämen helfen zu lassen, wächst.“
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