Zu viele Bälle jonglieren - Zu viel zu tun, zu wenig Zeit

Seit einiger Zeit war es ziemlich still hier, denn ich brauchte dringend eine Pause.
Zu viel zu tun, zu wenig Zeit
Die ersten Monate des Jahres hatte ich viele, viele Kundentermine (über die ich mich natürlich sehr freue). Da ich zwar hauptberuflich Ordnungscoach bin, aber nicht in Vollzeit, hat das dazu geführt, dass im Hintergrund die Liste mit unerledigten To Do's immer länger geworden ist. An jedem Tag, den ich nicht damit verbracht habe, die Liste kürzer werden zu lassen, habe ich mich schlecht gefühlt und je länger die Liste wurde, umso kleiner wurde meine Motivation.
Ich dachte, dass ich es sowieso nicht schaffe, jemals alles zu erledigen.
Zu viel zu tun, zu wenig Zeit eben.
Glas oder Plastik?
Dann habe ich mich an ein Bild erinnert, dass mir irgendwo mal untergekommen ist:
Jede(r) von uns jongliert täglich viele, viele Bälle, die all unsere Wünsche und Verpflichtungen repräsentieren. Dabei geht es nicht um die großen Lebensbereiche – Familie, Arbeit, Zuhause – sondern um die vielen kleinen einzelnen Aufgaben, die wir erledigen müssen oder wollen.
Das Bad putzen, bei Oma anrufen, zum Sport gehen, Termine bei der Arbeit, mit dem Kind Vokabeln lernen, die Lieblings-Serie weiterschauen, den Keller aufräumen usw.
All diese Dinge sind die Bälle, die wir täglich jonglieren.
Und die meisten von uns jonglieren mit mehr Bällen als sie eigentlich können. Für jeden, den man als erledigt ablegen kann, scheinen zwei neue auf einen zuzufliegen. Es wird immer anstrengender alle Bälle in der Luft zu halten und irgendwann geht es nicht mehr anders: Einer oder mehrere müssen fallen gelassen werden.

Die meisten Bälle sind aus Plastik. Wenn sie auf den Boden fallen, passiert nichts weiter. Du kannst sie jederzeit wieder aufnehmen.
Einige sind aber aus Glas. Sie würden den Aufprall auf der Erde nicht überstehen. Diese Bälle sind die wichtigen, diejenigen, bei denen es wirklich weh tut, sie fallenzulassen. Bei denen sich der Schaden nicht ohne weiteres reparieren lässt.
Ich finde, das ist ein treffendes Bild, auch wenn es in echt nicht so einfach ist, wie es klingt.
Denn welche Bälle genau aus Glas sind, hängt von dir und deiner Situation ab. Natürlich würde man meinen, sich zu Hause selber um das kranke Kind zu kümmern ist ein Glasball. Wenn aber am gleichen Tag die Abschlussprüfung deiner Ausbildung stattfindet, sieht das vielleicht schon anders aus.
Außerdem ist jeder fallengelassene Ball schmerzhaft. Wenn du zum dritten mal das Treffen mit einer Freundin absagst weil wieder jemand krank geworden ist, hat sie dafür hoffentlich Verständnis, einfach ist es trotzdem nicht.
Meine Glasbälle
Als ich dann überlegt habe, welche meiner Bälle eigentlich aktuell aus Glas sind, waren das zwei Bereiche, die ich bisher nicht so gesehen habe:
Zum einen meine mentale Gesundheit, meine Entspannung und Stressreduktion.
Das sind Themen, die ganz oft aus Glas sind.
Das höher, schneller, weiter (und mehr, mehr, mehr) in dem wir leben, redet uns aber ein, sie wären es nicht. Außerdem sind diese Bälle klein und man hört es kaum, wenn einer zersplittert. Wir bemerken die Scherben erst, wenn sie uns in die Hände schneiden.
Ich habe als entschieden, diesen Bällen mehr Priorität einzuräumen.
Der zweite Bereich ist meine Arbeit.
Alles schaffe ich nicht, jedenfalls nicht in dem Umfang, den ich mir bisher vorgenommen hatte. Und das wichtigste sind natürlich meine Kunden. Einen Beratungstermin abzusagen, um stattdessen einen Blogbeitrag zu schreiben? Schade um den Blogbeitrag, aber natürlich gehe ich zum Kunden.

Weiter jonglieren
Weil ich schon so müde davon war, meinen eigenen Anforderungen hinterherzurennen, habe ich die Bälle Blog, Newsletter und Social Media fallengelassen. Weil mir das so schwer gefallen ist, wollte ich ursprünglich noch ein Wochenende durcharbeiten und Inhalte vorbereiten, so dass ihr nichts von meiner Pause merkt, aber ich konnte einfach nicht.
Und jetzt sind wir hier – 3 Monate später.
Ich habe in der Zwischenzeit die anderen Bälle kräftig weiter jongliert, aber auch Kraft geschöpft. Viele intensive Kundentermine gehabt, Ideen gesammelt und mir Gedanken gemacht, wie es inhaltlich für mich weitergeht.
Ich habe mir vorgenommen, ganz genau darauf zu achten, wie viele berufliche Bälle ich sicher jonglieren kann, damit ich möglichst keine mehr fallen lassen muss.
Falls doch, ist das aber nicht so schlimm: Die Bälle, die ich fallengelassen habe, waren zum Glück aus Plastik und haben die Zeit auf dem Boden mit ein paar ganz kleinen Kratzern überlebt.
Anmerkung im Oktober 2024:
Die Themen "Wie viel kann ich schaffen?" und "Wie viel will ich schaffen?" sind immer noch akut für mich. Ich erinnere mich dann gerne an das Bild mit den Bällen und bin mit der Zeit immer besser geworden, die Plastikbälle einfach fallen zu lassen.
Dieser Beitrag wurde am 16.10.2024 zuletzt überarbeitet.
Komentar