„Ich schäme mich für das Chaos in meiner Wohnung.“ Denkst du das auch?
Was du tun kannst, wenn das auf dich zutrifft und was, um zu verhindern, dass es so weit kommt.
Wie oft höre ich von Kunden den Satz „Ich schäme mich für das Chaos“ oder auch einen von diesen:
Ich brauche dringend einen Handwerker, traue mich aber nicht, jemanden hier rein zu lassen.
Das Chaos ist so schlimm, schauen Sie lieber nicht so genau hin.
Warum schaffe ich es nicht, meinen Haushalt in den Griff zu bekommen?
Und:
Bitte denken Sie nicht schlecht über mich.
Dieser Satz macht mich immer ein bisschen traurig, denn ich sehe Unordnung nicht als Grund, schlecht über jemanden zu denken.
Chaotisch = Faul?
Ich verstehe aber, woher die Scham kommt, denn leider werden Menschen mit einem chaotischen Zuhause schnell als faul, schmutzig oder auch irgendwie unmoralisch angesehen. Als wäre Chaos der Beweis, dass du ein schlechter Mensch bist.
Diese Moralvorstellung geht übrigens ganz schön tief:
Ein „guter“ Mensch muss immer fleißig sein und darf erst ruhen, wenn das Tagwerk erledigt ist – eine echte Arbeitsbiene, immer in Aktion. Und ein unordentliches Zuhause scheint zu zeigen, dass hier jemand „zu früh“ aufgehört hat. Sich eine Auszeit genommen hat, die ihm eigentlich nicht zusteht. Und mit „so jemandem“ stimmt doch irgendwas nicht.
Dabei zeigt es nur, dass du – aus welchem Grund auch immer – Schwierigkeiten hast, Ordnung zu halten.
Die Gründe kennen andere aber nicht, entweder weil du sie nicht zeigen willst oder die anderen sie nicht sehen wollen. Deswegen verstehe ich die Scham, die Chaos mit sich bringt.
Chaos hat keinen moralischen Wert
Ich sehe es aber anders:
Von Äußerlichkeiten (und dazu gehören auch Dinge wie Wohnung, Auto, Kleidung) auf den Charakter eines Menschen zu schließen beruht alleine auf Vorurteilen, die jemand eben zu diesen Äußerlichkeiten hat.
Der Zustand einer Wohnung hat aber keinen moralischen Wert, genauso wenig wie zum Beispiel die Haarfarbe.
Trotzdem gibt es aber Gründe, die dazu geführt haben, dass es so ist, wie es ist.
Und anscheinend magst du diesen Zustand nicht, sonst wärst du nicht hier.
Es lohnt sich, etwas gegen Unordnung zu tun
Es ist auch ok, etwas ändern zu wollen, denn ganz objektiv und ohne moralische Wertung betrachtet macht Unordnung dein Leben schwieriger.
Du musst mehr suchen weil Sachen nicht da sind, wo sie sein sollten.
Aufräumen ist mühsam, wenn nirgendwo Platz ist.
Du kaufst Sachen doppelt und dreifach weil du den Überblick verloren hast.
Du kannst nie wirklich abschalten weil du von so vielen unerledigten Aufgaben umgeben bist.
Und es wird immer schwieriger zu putzen (grundsätzlich sind Chaos und Schmutz aber zwei unterschiedliche Themen – es gibt aufgeräumte Haushalte, in denen es schmutzig ist und chaotische Haushalte, in denen es sauber ist).
Etwas an Dingen zu ändern, die das Leben schwerer machen, ist immer sinnvoll. Genau darum sollte es dann aber auch gehen: Dir das Leben leichter zu machen, auch wenn das dann nicht so aussieht, wie in einer Wohnzeitschrift.
Du schaffst es nicht, dass es ordentlich wird?
Das hast du schon probiert, aber trotzdem bist du hier, an dem Punkt an dem du dich für deine Wohnung schämst?
Hast du schon mal überlegt, wie es eigentlich dazu gekommen ist?
Was macht es für dich so schwierig, eine Ordnung hinzubekommen, für die du dich nicht schämst?
Denn das kann dir viel darüber sagen, wie du von diesem Zustand weg kommst.
Ein paar Gründe, denen ich immer wieder begegne, sind diese hier:
Erkrankungen (körperlich oder psychisch), die es erschweren, Ordnung zu halten
Dabei geht es zum Beispiel um Depressionen, das Messie-Syndrom oder auch um eine eingeschränkte Mobilität oder fehlende körperliche Kraft. Bei psychischen Erkrankungen lohnt es sich, die tiefen Ursachen anzugehen. Erst wenn es dir psychisch besser geht, wirst du in der Lage sein, dich um das Chaos um dich herum zu kümmern. Wenn du das Gefühl hast, das Chaos um dich herum sorgst erst für das Chaos im Kopf: Such dir Hilfe, auch wenn du dich schämst. Für unbeteiligte Dritte – vor allem solche, die dir helfen wollen – sieht das alles nicht so schlimm aus.
Bei körperlichen Einschränkungen ist es besonders wichtig, die Wohnung nach deinen Bedürfnissen und Fähigkeiten einzurichten. Was nutzen dir zum Beispiel Hängeschränke, wenn sie unerreichbar sind? Wenn deine Wohnung so gestaltet ist, dass du sie wirklich nutzen kannst, wird es mit der Ordnung automatisch einfacher werden.
Du hast nie gelernt, Ordnung zu halten
Nicht jedem wurde beigebracht, einen gut organisierten Haushalt zu führen. Im Gegenteil, die meisten können es nicht. Wenn also Wissenslücken dein Hauptproblem sind, gibt es viel Hilfe in Form von Büchern, Videos oder auch durch die Zusammenarbeit mit einem Ordnungscoach. So lernst du, was notwendig ist, um Ordnung zu schaffen. Für die Umsetzung brauchst du dann noch Gewohnheiten, die zu deinem Leben passen.
Es gibt grade andere Prioritäten
Dann kann es auch noch sein, dass im Moment einfach andere Dinge wichtiger sind. Der neue Job, ein Baby, der Hausbau oder ein anderes Thema, dass im Moment mehr Aufmerksamkeit braucht sorgt dafür, dass der Haushalt ins Hintertreffen gerät. Das ist prinzipiell auch in Ordnung – niemand hat unbegrenzt Zeit. In so einer Situation kannst du entweder zeitweilig deine Erwartungen herunterschrauben oder es dir einfacher zu machen. Am besten aber beides. Schnelle Mahlzeiten, bei denen nicht viel schmutziges Geschirr entsteht machen zum Beispiel weniger Arbeit und lassen dadurch mehr Zeit, in anderen Bereichen klar Schiff zu schaffen.
Wenn es aber so weit gekommen ist, dass du alleine aus dem Chaos nicht mehr heraus kommst, auch wenn Zeit ist, dann ist der Punkt gekommen, an dem du Hilfe suchen solltest.
Perfektionismus
Du hast ganz bestimmte Vorstellungen, wie es bei dir aussehen soll, du bekommst es aber einfach nicht hin. Entweder weil dir die Zeit fehlt oder die Energie oder weil du noch nicht die ideale Lösung gefunden hast. Und weil du schon weißt, dass es nicht perfekt werden wird, machst du es überhaupt nicht. So stapeln sich der Papierkram oder die Wäsche oder auch die aussortieren Sachen. Auch hier kann Hilfe von außen den Durchbruch bringen und dir zeigen, dass auch Lösungen die gut genug sind wirklich gut genug sind.
Denkst du immer noch, "ich schäme mich für das Chaos"?
Manchmal kommen auch mehrere der Ursachen zusammen und schaffen die perfekten Bedingungen für Chaos.
Aber schau dir die Ursachen mal genauer an: Sie kommen aus Gründen, für dir du nichts kannst (Erkrankungen, deine Kindheit), deinen Lebensumständen (Zeitmangel/Prioritäten) oder aus dem Versuch, alles richtig zu machen (Perfektionismus).
Eigentlich ist keiner davon ein Grund sich zu schämen, oder?
In jedem Fall gibt es Möglichkeiten, sich auf den Weg zu einem Zuhause zu machen, das für dich da ist und in dem du eine Ordnung halten kannst, die für dich funktioniert. Versprochen.
Wenn ich dann vor deiner Tür stehe, sehe ich den den Mut, den es gekostet hast, sich Hilfe zu suchen und den Willen, etwas zu verändern.
Und es gibt nun wirklich keinen Grund, sich dafür zu schämen.
Sich die Hilfe zu holen die man sich wünscht ist irgendwie unmöglich.
Auch weil man es alleine schaffen will. Die Energie dafür zu haben oder genug Motivation es als Projekt oder Abarbeitung einer Baustelle sich vorzunehmen erschlägt einen {Planung mit Aufteilung u Pausen} . Ich werde sogar krank am Tag des Loslegen. Mein Körper streikt. Was soll man da tun? Hilfe holen, okay dann ist Hilfe weg und dann... Angst!