Unfertige Projekte und nie genutzte Materialien: Was Du aussortieren darfst
- Anna-Lena von Wolff
- 26. März
- 4 Min. Lesezeit

Manche Dinge verstauben nicht nur im Regal, sondern auch im Herzen.
Ok, das ist etwas dramatisch, aber da ist auch was dran.
Die halbfertige Patchwork-Decke.
Der Karton voller Farben, mit denen Du irgendwann mal kreativ sein wolltest.
Die Yogamatte, die seit Monaten zusammengerollt in der Ecke steht.
Das teure Spezialteil, das du „unbedingt gebraucht hast“.
Unfertige Projekte und nie genutzte Materialien überall.
All das erinnert dich nicht nur an das, was du besitzt – sondern oft auch an das, was Du nicht geschafft hast. Und genau deshalb fällt es so schwer, sich davon zu trennen.
Unfertige Projekte – die stummen Mahner
Jedes angefangene Projekt ist ein kleiner Vertrag mit dir selbst.
Jedes begonnene Projekt war mal eine Idee, eine Hoffnung, ein kleiner Aufbruch. Als du das Material gekauft oder den ersten Schritt gemacht hast, hattest Du vielleicht ein gutes Gefühl:Ich mach das. Ich kann das. Ich werde jemand, der das tut.
Und wenn es dann liegen bleibt, entsteht ein innerer Konflikt: Soll ich es weitermachen – oder loslassen? Beides fühlt sich schwer an.
Aussortieren fühlt sich nach scheitern an - nach "ich habe es schon wieder nicht geschafft".
Aber weitermachen funktioniert irgendwie auch nicht.
Behalten macht Schuldgefühl - weggeben auch.
Du drehst Dich im Kreis.
Doch vielleicht ist es Zeit, den Blick zu verändern.
Nicht alles, was du beginnst, musst du beenden
Du darfst Pläne ändern. Du darfst das Interessen verlieren. Du darfst erkennen, dass etwas in der Vorstellung schöner war als in der Realität.
Das ist kein Scheitern, das ist Leben.
Manchmal überschätzen wir uns einfach. Oder der Zeitpunkt war falsch. Oder wir wollten es wirklich – aber jetzt nicht mehr. Und das ist in Ordnung.
Unfertige Projekte loszulassen bedeutet nicht, dass du undiszipliniert oder wankelmütig bist. Es bedeutet, dass du erkennst, was dir heute nicht mehr dient. Und dass du Raum schaffen willst – für Neues, für Echtes, für das, was wirklich zu dir gehört.
Materialien, die du noch irgendwann benutzen willst
Vielleicht liegt da noch ein Stapel hochwertiges Papier. Oder die Aquarellfarben, die du für „später“ gekauft hast. Vielleicht eine Schublade voll Bastelzubehör, fein säuberlich sortiert – und seit Jahren unangetastet.
Dieses „irgendwann“ ist ein zäher Begleiter. Es flüstert: Wirf mich nicht weg! Ich habe mal Geld gekostet. Du wirst mich schon noch brauchen. Vielleicht im nächsten Urlaub? Wenn du in Rente bist? Wenn du endlich mehr Zeit hast?
Aber „irgendwann“ ist kein fester Termin. Und oft ist es auch keine wirklicher Plan, sondern eine Ausrede – damit du dich nicht entscheiden musst.
So findest Du heraus, ob Du es wirklich noch willst
Egal ob UFO (UnFertiges Objekt) oder ungenutzte Materialien, es gibt Wege herauszufinden, was dir wirklich noch was bedeutet.
Frag dich ehrlich:
Würdest du es vermissen, wenn es morgen nicht mehr da wäre?
Weißt Du genau, was du damit machen willst – oder ist es nur ein diffuses „Ich sollte mal“?
Liegt dahinter echte Freude – oder ein schlechtes Gewissen?
Wenn du diese drei Fragen mit "Ja" beantwortest, geht es darum, Worten Taten folgen zu lassen.
Setz dir eine Frist: Leg einen Zeitraum fest – z. B. „Wenn ich in den nächsten 30 Tagen nicht daran weiterarbeite, darf es gehen.“ Das nimmt Druck raus und gibt dir gleichzeitig einen klaren Rahmen.
Plane konkret: Wenn du das Projekt wirklich noch möchtest, schreib dir einen konkreten Termin in den Kalender. Kein „irgendwann“, sondern: „Nächsten Samstag 10–12 Uhr arbeite ich daran.“ Wenn dieser Termin immer wieder ausfällt, ist das auch eine Antwort.
Mach eine Mini-Testphase: Nimm dir eine Stunde Zeit und setz dich mit dem Projekt oder Material hin. Kommt Freude auf? Oder eher Widerstand? Manchmal zeigt dir die erste echte Begegnung, ob noch echtes Interesse da ist – oder nur die Idee davon.
Stell dir die Frage: Würde ich es heute nochmal anfangen? Wenn du es nicht schon zu Hause hättest – würdest du es dir nochmal anschaffen, nochmal starten, nochmal die Zeit investieren? Wenn die Antwort „nein“ ist, darfst du es loslassen.
Es ist völlig legitim, sich ein paar Lieblingsmaterialien aufzubewahren – aber nicht auf Kosten von Klarheit, Raum und Selbstrespekt. Du bist nicht verpflichtet, Dinge zu behalten, nur weil du sie gekauft hast.
Dinge, die du gekauft hast, um jemand anders zu sein
Und dann gibt es da noch diese Objekte, die eine ganz andere Geschichte erzählen.
Das Mountainbike, das nie gefahren wurde.
Der edle Planer, der nie beschrieben wurde.
Die Kleidung, die nicht zu dir passt, aber zu dem Bild, das du von dir haben wolltest.
Diese Dinge tun besonders weh. Nicht, weil sie nutzlos sind – sondern weil sie Dich an ein Wunschbild erinnern, das nicht Realität wurde.
Daran, wer du nicht geworden bist.
Sie halten das Bild aufrecht von einer Version deiner selbst, die du gern gemocht hättest: produktiver, sportlicher, stilvoller, kreativer, mutiger.
Aber du musst niemand werden, der du nicht bist.
Und du darfst dich entscheiden, loszulassen – nicht nur die Gegenstände, sondern auch die Erwartung an dich selbst.
Stell Dir auch hier Fragen:
Wer wollte ich damit sein?
Passt dieses Bild heute noch zu mir?
Macht es mich traurig, wenn ich es sehe – oder inspiriert es mich?
Du darfst loslassen – auch die Illusion von dir selber. Denn erst wenn du das tust, entsteht Raum für das, was wirklich zu dir passt - im Kopf und im Schrank.
Für Interessen, die sich natürlich anfühlen.
Für Kleidung, in der du dich wohl fühlst.
Für Wege, die deine sind – nicht bloß nachgeahmte Vorstellungen.
Fazit: Unfertige Projekte und nie genutzte Materialien loslassen heißt nicht aufgeben
Du musst nicht alles fertig machen, was du angefangen hast.
Du musst nicht alles nutzen, was du besitzt.
Und du musst schon gar nicht jemand sein, der du nie warst.
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